Beispiel Automobilindustrie: Umverteilung von Arbeit, Einkommen und Freizeit als Krisenbewältigungsstrategie
Mit einer Art Paukenschlag wirbelte das VW-Management im Spätherbst letzten Jahres die seit über zehn Jahren (seit die Gewerkschaften die Durchsetzung der 35-Stunden-Woche auf ihre tarifpolitische Fahne geschrieben haben) scheinbar starren Fronten zwischen Kapital und Arbeit in der arbeitszeitpolitischen Debatte kräftig durcheinander: um den anstehenden Abbau von 30 000 Arbeitsplätzen im Unternehmen zumindest hinauszuzögern, schlug die Konzernspitze vor, umgehend die Vier-Tage-Woche einzuführen. Die Einkommen der Beschäftigten sollten hierbei, entsprechend der Arbeitszeitverkürzung, um 20% gesenkt werden. Gewerkschaften und UUnternehmensleitung einigten sich relativ rasch auf einen für beide Seiten akzeptablen Modus zur Umsetzung dieses Vorschlags (näheres hierzu weiter unten).
Seit Jahresbeginn 1994 gilt damit bei VW eine wöchentliche Arbeitszeit, die selbst die kühnsten Befürworter einer drastischen Arbeitszeitverkürzung als wirksamstes Mittel gegen die anhaltende Beschäftigungskrise frühestens irgendwann im nächsten Jahrtausend für durchsetzbar gehalten hätten. Das Echo im Unternehmerlager auf die unkonventionelle X-Initiative ist zwiespältig; einerseits lobt BDA-Präsident Klaus Murmann das X-Modell als "wegweisend" (vgl. "Frankfurter Allgemeine Zeitung" FAZ), 26.11.