Am Beginn dieses Jahrhunderts gab es in Deutschland eine Standort-Debatte, in der es um ein angemessenes Mischungsverhältnis von Agrar- und Industriewirtschaft und damit um, wie unterstellt wurde, die Überlebensfähigkeit des deutschen Volkes ging. Die Entwicklung des 20. Jahrhunderts, insbesondere die Herausbildung eines hochproduktiven Agrarsektors mit einem gesamtwirtschaftlich nur noch sehr geringen Gewicht (3% der Beschäftigten mit einem dreiprozentigen Anteil am Bruttoinlandsprodukt) hat die damaligen Streitfragen in nichts aufgelöst. Am Ende des Jahrhunderts ist nun erneut eine Standort-Debatte entbrannt. Diesmal geht es um die Wettbewerbsfähigkeit der industrielastig gewordenen deutschen Wirtschaft "in einer sich globalisierenden Weltökonomie".
Geradezu exzentrisch ausfuhrorientiert
Die Debatte mutet zunächst etwas seltsam an, weil Deutschland unbestreitbar weiterhin eine der Spitzenpositionen im Welthandel einnimmt. 1995 exportierten die USA für 584 Mrd. US-Dollar, Deutschland für 506 Mrd., Japan für 443 Mrd. (WTO-Daten vom April 1996). Bei diesen Daten zur absoluten G r ö ß e d e s E x p o r t s der führenden Welthandelsstaaten muß jedoch bedacht werden, daß das amerikanische Bruttoinlandsprodukt mehr als dreimal und das japanische mehr als zweimal so groß ist wie das deutsche.