Wir wissen nicht, was in Zaire geschieht. Wir, das bin ich, der heute (13. November 1996) etwas darüber schreiben soll, das sind wahrscheinlich auch Sie, die es lesen. Genauer: Wir wissen so gut wie nichts darüber, was politisch geschieht, und Krieg ist bekanntlich die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Gibt es noch einen Staat Zaire? Wenn Mobutu befiehlt - gehorcht jemand?
Wir sollten das wenige, das wir wissen, von allem unterscheiden, worüber wir allenfalls Vermutungen anstellen können. Im Osten Zaires sterben Hunderte, Tausende an Krankheiten und mieser Ernährung; Flüchtlinge zumeist, die 1994 aus Ruanda kamen, wo Bürgerkrieg herrschte und schaurige Massaker verübt wurden. Das wissen wir. Diese Menschen - mehr als eine Million - fliehen jetzt wieder, weil geschossen wird. Auch das wissen wir. Wer schießt auf wen? Aus welchen Gründen? Mit was für Zielen? Da geraten wir schon auf das Feld der Vermutungen. Geschossen wird aus modernen Gewehren (Wo stand, daß ein deutsches G-3-Sturmgewehr in Zaire 200 Dollar kostet? Im "Spiegel" am 4. November 1996.), ja aus Kanonen. Wo kommt die Munition her, da Lebensmittel nicht transportiert werden können, Medikamente nicht über die Grenze dürfen - nur Journalisten (Wer sagt das? Irgendein Radiosender gestern früh.)? Wir müßten spekulieren...