Ausgabe Januar 1998

Die Niederländer und ihr Modell

Unsere Nachbarn wundern sich über die plötzliche Hochschätzung ihres "Modells" im Ausland. Aber tatsächlich: Die Arbeitslosenzahlen sinken kontinuierlich, die Wirtschaft wächst, die Maastricht-Kriterien werden nebenbei (fast) alle erfüllt, und das soziale Sicherungssystem sowie die Arbeitsbeziehungen passen sich den veränderten gesellschaftlichen Bedingungen an. Wirtschaft und Gesellschaft scheinen vorbereitet auf das kommende Jahrtausend. Um allerdings verstehen zu können, welche Faktoren diese gute Performance ermöglichen und welche Probleme in den Niederlanden nach wie vor bestehen, empfiehlt sich ein Rückblick, denn unsere Nachbarn hatten eine lange Durststrecke zurückzulegen. Noch vor 15 Jahren sprach man von der "holländischen Krankheit".

Das Etikett bezeichnete die verfahrene Situation, in die sich die niederländische Gesellschaft hineinmanövriert hatte. Auf die erste Ölkrise in den frühen 70er Jahren reagierte der Staat mit einer expansiven Politik, der angesichts steigender Einnahmen aus den Erdgasvorkommen keine Grenzen gesetzt schienen. Das hohe Niveau des ausgebauten Wohlfahrtstaates sollte erhalten bleiben, den Einbruch der Beschäftigung im privaten Sektor fing man zum Teil durch Schaffung von Arbeitsplätzen im öffentlichen Sektor auf.

Januar 1998

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Flucht vor der Verantwortung: Lieferkettengesetze am Ende?

von Merle Groneweg

Der 11. September erinnert nicht nur an den Einsturz des World Trade Centers in New York, sondern auch an eine der schwersten Katastrophen in der Textilindustrie: den Brand in der Fabrik Ali Enterprises in Karatschi, Pakistan.

Ohne EU-Mindestlohn kein soziales Europa

von Roland Erne

Nach Jahren antisozialer Politik infolge der Finanzkrise von 2008 standen soziale Fragen in der vergangenen Legislatur der EU wieder weiter oben auf der Agenda. Zwischen 2022 und 2024 verabschiedeten das EU-Parlament und der Rat seit langem wieder mehrere soziale EU-Gesetze, darunter die Richtlinie über „angemessene Mindestlöhne in der Europäischen Union“.

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.