Kosovo 1) gilt seit Jahren als einer der gefährlichsten Konfliktherde auf dem südlichen Balkan. Wegen der kontinuierlich steigenden Spannungen warnten Experten seit Monaten vor einer Eskalation und regionalen Ausweitung der Gewalt. Die Polizeiaktion in West-Kosovo war schon im Januar von verschiedener Seite vorausgesagt worden. 2) Die 1,8 Millionen Kosovo-Albaner stellen rund 90% der Bevölkerung des Gebiets. Seit 1989/90 die in der Verfassung garantierten Autonomierechte der zu Serbien gehörenden Provinz stark zurückgestutzt wurden, leugnen die Albaner offen die Legitimität der jugoslawischen Institutionen und boykottieren die Wahlen. Sie haben einen Schattenstaat mit Regierung, Präsidentschaft und einem parallelen Steuer-, Schul- und Gesundheitssystem aufgebaut. Im Juli 1990 hat sich Kosovo von Serbien unabhängig erklärt, im September 1991 stimmte die albanische Bevölkerungsmehrheit in einem Referendum für den "souveränen und unabhängigen Staat Kosovo". 1992 führten die Kosovaren, weitgehend unbehelligt von den serbischen Behörden, Wahlen durch und bestimmten den Schriftsteller Ibrahim Rugova zum Präsidenten. Trotz der gespannten Lage soll am 22. März 1998 ein neuerlicher Urnengang stattfinden. Den Kern des Kosovo-Problems bildet der Streit um den politischen Status der Provinz.
In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.