Die Debatte über Amerikas Außenpolitik spaltet Washington auf neue Weise. Es gibt sowohl neokonservative als auch liberale Verfechter jener Politik, die die amerikanische Macht einsetzt, um die Demokratie weltweit zu fördern. Die Anhänger der "wohlwollenden Hegemonie" verbünden sich mit den wilsonistischen Idealisten, welche einen unverkennbaren Einfluß auf die Politik der Regierung Clinton ausüben. Ihnen stehen die sogenannten Neo-Isolationisten gegenüber, die gemeinhin als Linke gesehen und der Desillusionierung über Amerika beschuldigt werden, aber auch die "Realisten", die eine traditionell konservative und gewöhnlich pessimistische Haltung gegenüber der Geschichte und den Zwängen der nationalen Politik einnehmen. Die Förderer der Demokratie führen zwei Argumente an. Sie meinen, die internationale Stabilität hänge heutzutage von der weltweiten Führungsrolle der USA ab. Ferner argumentieren sie, daß Außenpolitik ein Kreuzzug zur Verbreitung amerikanischer Ideen und Maßstäbe sein müsse, um den Werten der Nation gerecht zu werden und die Unterstützung der amerikanischen Öffentlichkeit zu gewinnen. Diese Argumente haben etwas für sich, jedoch weniger als mancher glaubt.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.