Die Diskussionen aus Anlaß der Jahrestage der amerikanischen Niederlage in Vietnam vor 25 Jahren, der Invasion in Kambodscha und der Toten an der Kent State University 1970 haben die wichtigste Lehre des Vietnamkrieges zumeist ignoriert. Die besteht in der Anerkennung der grundlegenden Tatsache, daß ein Bürgerkrieg nicht durch eine äußere Intervention zu entscheiden ist. Den Krieg müssen Einheimische gewinnen. Heute drohen die USA in einem ganz anderen Land in einen internen Konflikt hineinzuschlittern, nämlich in Kolumbien, diesmal allerdings ohne die Absicht, Kampftruppen einzusetzen. Denn unter USPolitikern und hohen Militärs existiert eine tiefsitzende, quasi verinnerlichte Angst vor Interventionen mit Bodentruppen. Aktivitäten amerikanischer Soldaten in Kolumbien würden sich auf Trainingsmaßnahmen und Leitungsaufgaben beschränken - obwohl es auch in Vietnam so angefangen hat. Damals ging es darum, die anfänglichen militärischen Investitionen in Ausbildung und Anleitung südvietnamesischer Kampfverbände nicht zu gefährden, für die amerikanische Nation eine Prestigefrage, die dann den Krieg eskalieren ließ.
Kolumbien hat ein halbes Jahrhundert extremer und andauernder Gewalt erlitten. Ein brutaler Bürgerkrieg, La Violencia genannt, wütete von 1945 bis 1965.