Das diplomatische Fenster zur Europäischen Union stand offen bis Kubas Außenminister Felipe Pérez Roque es grob zuschlug: Kuba will am neuesten Lomé-Abkommen nicht teilnehmen, weil es Brüssels Demokratieklausel als unzulässige Einmischung in die inneren Angelegenheiten einstuft und dergleichen "soberanamente" (im Bewußtsein seiner Souveränität) zurückweist. Kuba bleibt seiner eigenen Logik treu. Der ideologischen Reinheit der Revolution, oder was dafür gehalten wird, opfert man auch potentielle wirtschaftliche Gewinne. Und Fidel Castro bestätigt sich als postmoderner Caudillo par excellence, der aufmerksam lernt: Keine politischen Zugeständnisse, denn solche waren der Anfang vom Ende der seinerzeitigen DDR; keine Mehrparteienwahlen, denn diese schwemmten Nicaraguas Sandinistas in die Niederlage. Dann schon lieber Patria o muerte, Vaterland oder Tod, das surreale Motto der kubanischen Revolution, die vor mehr als vierzig Jahren als eines der aufregendsten gesellschaftlichen Experimente des 20. Jahrhunderts begann, heute aber versteinert ins neue Millennium ragt.
Tot ist die Revolution deswegen noch lange nicht. Ganz im Gegenteil: Kuba hat die existenzbedrohende Krise der 90er Jahre mit den Maßnahmen des "periodo especial" unter Kontrolle gebracht.