Ausgabe April 2001

Keine Freiheitsstrafe für Kohl?

Das Bonner Landgericht hat der Einstellung des Emmittlungsverfahrens gegen Altkanzler Helmut Kohl gegen Zahlung einer Geldbuße zugestimmt. 1) Die Justiz Nordrhein-Westfalens ermöglicht es ihm auf diese Weise, sich von seinen kriminellen Delikten freizukaufen. Das "System Kohl" kann also auch auf die Hilfe der Justiz zählen. Kohl hat ein gutes Geschäft gemacht: 300 000 DM und eine erfolgreiche Bitte um Spenden für die CDU als Gegenleistung für eine Veruntreuung von 6,5 Mio. DM sind ein Spottpreis. Zum Vergleich: Ein Caritas-Geschäftsführer erhielt für die Veruntreuung von knapp 20 Mio. Mark sieben Jahre und drei Monate Freiheitsstrafe (also ein höheres Strafmaß als im Fall des Milliarden-Pleitiers Jürgen Schneider); der ehemalige Bundesverkehrsminister Klimmt ist rechtskräftig vorbestraft, obwohl er "nur" Beihilfe zur Untreue geleistet hat.

Das Gericht führt zu Gunsten Kohls die "allgemein anerkannten Leistungen des Beschuldigten für die Gemeinschaft", "sein über 50 Jahre währendes Engagement für die staatliche Gemeinschaft auf allen Ebenen der Politik" und "seine unbestrittenen Verdienste um die Schaffung einer europäischen Friedenszone im allgemeinen, um die Aussöhnung mit den Nachbarn Deutschlands und um die deutsche Einheit im besonderen" an.

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Januar 2026

In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema