Ausgabe September 2001

Globalisierung als Programm

Wirtschaftsordnung und politische Willensbildung in EU und WTO

In dieser Abhandlung geht es um Teilaspekte eines Phänomens, das in aller Munde ist: die Globalisierung. Diese ist nicht nur ein selbsttätiger Vorgang wirtschaftlicher, technischer und kommunikativer Verflechtung sowie von Wanderungsströmen. Globalisierung wird politisch und institutionell gefördert und gestützt durch die Europäische Gemeinschaft (EG bzw. EU) und die Welthandelsorganisation (WTO). Die Mitgliedstaaten der EU sind beiden Organisationen ein- und untergeordnet. Es geht um diesen politischen und institutionellen Aspekt der Globalisierung und seine Auswirkungen für Wirtschaftsordnung und Demokratie in den EU-Staaten. Vorausgesetzt wird eine weitere Randbedingung des Vorgangs: Die Globalisierung der Finanzmärkte und deren Institutionalisierung im Internationalen Währungsfonds (IWF). Die IWF-Mitgliedschaft und die mit ihr verbundene freie Konvertierbarkeit der Währungen bedeuten für die Industriestaaten die Unterordnung ihrer Geldund Finanzpolitik unter die Bedingungen der internationalen Finanzmärkte. Eine viel weitergehende Unterordnung wird indes den Staaten abverlangt, die von den Krediten des IWF abhängig werden. Sie müssen ihre Wirtschafts- und Sozialpolitik den Bedingungen des Währungsfonds unterwerfen, bis hin zur Übernahme eines leitenden IWF-Funktionärs als zuständigen Minister, wie dies unlängst in der Türkei geschah.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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