Entgegen gängigen, derzeit vor allem in Europa formulierten Annahmen, ist die amerikanische Öffentlichkeit nach 1990 multilateraler gesonnen denn je.1 Gleichzeitig aber – und hier lässt sich ein massiver Wandel der Einstellungen registrieren – stieg die Zufriedenheit mit der eigenen starken Rolle in der Welt kontinuierlich.2 Das Selbstbild der amerikanischen Bevölkerung nähert sich der Vorstellung des benevolent empire3 an. Allerdings stimmt diese Sicht zunehmend weniger mit dem Fremdbild von Amerika überein,4 so dass USAußenpolitik heute aus europäischer Sicht immer unverständlicher erscheint. Die Europäer bemühen sich indes zu wenig, den inneren Prozess der USA zu verstehen, sondern konzentrieren sich aus ihrer eigener Interessenlage heraus auf die transatlantische Dimension und die Vereinten Nationen. Damit wird nicht nur politische Aufmerksamkeit fehlgelenkt, sondern es entgehen möglicherweise handlungsleitende Einsichten in den Prozess einer neuen Weltordnungspolitik.
Worin besteht nun das Neue an der gegenwärtigen amerikanischen Außenpolitik? Ein historischer Strategiewechsel ist eingeleitet und wird militärpolitisch implementiert,5 seine „Feuertaufe“ aber hat er in der geplanten Irakkrise zu bestehen.