Ausgabe Januar 2003

Polen und die Erweiterung der Europäischen Union

Mit dem endgültigen Beschluss und der Terminierung der Erweiterung der Europäischen Union um zehn Staaten drängt sich die Frage auf, was die alten und neuen Mitglieder wohl von einander zu erwarten haben. Fest steht, dass sich die Union mit den Beitritten wesentlich verändern wird: Der weitaus größte Teil Europas wird zu EU-Europa. Die Zahl der Mitgliedstaaten vergrößert sich um fast 70%. Mehr Staaten als bisher passen nicht gänzlich in die herkömmlichen Gemeinsamkeiten der südlich-romanischen (katholischen) oder der nördlich-angelsächsisch-germanischen (protestantischen) Staatengruppierungen. Das zahlenmäßige Verhältnis zwischen den größeren und den kleineren EU-Staaten verändert sich zu Gunsten der letzteren. Die Aufnahme Zyperns bringt erstmalig einen muslimischen Teilstaat in die Union.

Was vor einem halben Jahrhundert mit engen Vorstellungen von einem westeuropäischen, vorwiegend katholischen, „karolingischen“ Europa begann, schickt sich an, mit Macht neuen Wegen zu folgen. Dass im Europäischen Parlament im November in der gemeinsamen Sitzung mit Parlamentariern aus den Beitrittsstaaten in 23 Sprachen gedolmetscht werden musste, ist mehr als nur ein linguistischer Tatbestand.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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