Im Rückblick scheint es, den größten Teil des Krieges hätten die Alliierten mit und gegen sich selbst ausgetragen. Obwohl man das auch ganz wörtlich verstehen kann, weil bekanntlich ein unverhältnismäßig großer Teil der britisch-amerikanischen Verluste auf freundliches Feuer der eigenen Kameraden zurückging, reicht die Beobachtung weiter: Das hypertrophe Sicherheitsdenken, das, sozusagen nach außen gestülpt, Rumsfelds Megamaschine den Weg nach Bagdad bahnte, um dort, einige Tausend Meilen fern der Heimat, Amerikas "Recht auf Selbstverteidigung" zu exekutieren, verlieh dem ganzen Krieg ausgesprochen surreale Züge. Es war ja, wie wir spätestens jetzt wissen, nicht etwa unerwartet verbissene Gegenwehr der Iraker, die the blitzkrieg ins Stocken brachte und sogleich die ersten Katastrophenszenarien ins Kraut schießen ließ. Nein, sobald Amerikaner oder Briten unter Beschuss gerieten, war es aus mit der Intelligenz, nicht nur der smart weapons und des vielgerühmten Masterplans aus dem Pentagon. Da zählten mit einem Schlag weder Leib und Leben der zu Befreienden mehr, noch der Vorsatz, die Infrastruktur des Landes zu schonen. Da zählte, panic stricken, nur noch eines, der Schutz der eigenen Sicherheit vor Gefahren, für deren Abschätzung, ob eingebildet oder real, offenbar kaum Maßstäbe zur Verfügung stehen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.