Ausgabe September 2003

Lichter der Grenzstadt

Ein Film über scheiternde Existenzen: Schütteres blondes Haar und Brille – das ist Ingo. Ingo hat sich selbständig gemacht. Die Eröffnung seines Matratzen- Discountladens war der örtlichen Presse einen Artikel mit Foto wert. Aber er kommt nicht weit mit seiner Ich-AG in Frankfurt an der Oder. Trotz skurriler Werbeideen geht er Pleite. Ein jugendliches Pärchen versucht sich hingegen mit Zigarettenschmuggel über Wasser zu halten. Das Mädchen lernt einen scheinbar reichen Mann kennen, verlässt ihn schließlich doch – der Mann verpfeift die Kriminelle bei der Polizei. Ein junger Architekt scheitert mit seinen hochfliegenden Plänen, weil die von ihm entworfene Glasfassade den Bauherren des Ost- West-Joint-Ventures zu teuer ist. Ukrainische Flüchtlinge werden von ihren Schleppern nicht, wie ausgemacht, am Rande von Berlin abgesetzt, sondern in Polen aus dem LKW geschmissen. Ein Taxifahrer, der verzweifelt Geld braucht, um seiner kleinen Tochter ein Kommunionskleid kaufen zu können, versucht, eine ukrainische Familie über die Grenze zu schleusen. Es klappt nicht. Sonja, die bei Abschiebeverhandlungen als Dolmetscherin arbeitet, hilft einem Flüchtling, bringt ihn schließlich in ihrem Wagen über die Grenze.

Hans-Christian Schmids Film Lichter ist ein verkappter Episodenfilm. In einander verflochten werden die Geschichten erzählt.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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