Bei der dramatisch gescheiterten Ministerkonferenz der Welthandelsorganisation (WTO) standen zwei große Themen auf der Tagesordnung. Erstens sollten die Minister eine Zwischenbilanz der "Entwicklungsrunde" ziehen, die sie zwei Jahre zuvor in Doha ausgerufen hatten. Dabei ging es allerdings im Wesentlichen nur um weitere Marktöffnungen, vor allem bei Agrarprodukten. Zweitens sollte es in Cancún endlich grünes Licht für Verhandlungen über vier Themen geben, von deren Regelung die Industrieländer sich Chancen für einen neuen Schub bei der Erschließung des Südens erwarteten: Schutz für ausländische Investitionen, Wettbewerb, Öffnung öffentlicher Ausschreibungen für ausländische Bieter und Handelserleichterungen. Die Mehrheit der Entwicklungsländer stand und steht diesen Themen ablehnend gegenüber. Sie befürchten, weitere Zugeständnisse bei diesen Themen würden sie noch stärker in ihren Möglichkeiten beschränken, ihre Wirtschaft souverän und im Interesse des eigenen Landes zu gestalten. Sie bestanden in Cancún vielmehr darauf, dass zunächst einmal die Märkte der Industrieländer in den Bereichen geöffnet werden sollten, in denen der Süden am ehesten konkurrenzfähig ist, vor allem bei Produkten der Landwirtschaft wie Baumwolle und Weizen.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.