Die Vereinigten Staaten vor den Präsidentschaftswahlen
Es war, als wären Angehörige zweier Nationen am 7. November 2000 an die gleichen Wahlurnen getreten, um ihren Präsidenten zu wählen: Männer gegen Frauen, Reiche gegen Arme, Großstädter gegen Kleinstädter, Schwarze und Latinos gegen Weiße, Einwohner großer Einzelstaaten gegen die kleinerer Einzelstaaten, Kirchgänger gegen Ungläubige. Die amerikanischen Präsidentenwahlen 2000 liefen so dramatisch ab wie keine zuvor. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen, das bis fünf Wochen nach dem Wahltag nicht enden wollte und schließlich vom Obersten Gerichtshof in Washington entschieden worden ist. Es kam auf jede Stimme an, gerade in jenen Staaten, die "auf der Kippe" standen und in denen wenige hundert Stimmen ausgereicht hätten, um deren Wahlmänner vom einen zum anderen Kandidaten wechseln zu lassen. Dazu zählte nicht nur Florida, das im Scheinwerferlicht der Medien stand, sondern auch New Hampshire, Iowa, Wisconsin, Oregon und New Mexico. Der scheidende Präsident Bill Clinton hatte Recht, als er sagte, dass niemand behaupten könne, auf seine Stimme käme es nicht an. 50 929 335 (48,4 Prozent) Amerikaner hatten für den Demokraten Al Gore gestimmt, für George W. Bush, den Republikaner, nur 50 455 156 (47,9 Prozent). Doch im Electoral College, dem Wahlmännergremium, erhielt der Republikaner 271, der Demokrat nur 268 Stimmen.