Ausgabe Dezember 2005

Einfalt oder Vielfalt?

Von Pressekonzentration und Selbstgleichschaltung im Zeitungswesen

Dass ausländische Finanzkonglomerate sich für die deutsche Presse interessieren, ist neu. Die Übernahme des Berliner Verlages durch die Finanzgruppe Veronis Suhler Stevenson und die britische Firma Mecom des Medienunternehmers David Montgomery ist deshalb ein erster Schritt in Richtung einer Pressekonzentration, wie wir sie in der Bundesrepublik noch nicht kennen.

Einen ersten Versuch, sich auf dem deutschen Markt zu etablieren, unternahm 1990 der britische Presse-Tycoon Robert Maxwell. Der war aber mehr Zeitungszar als Finanzgenie. Entsprechend wahnwitzig waren seine Transaktionen, weshalb seine expansiven Pläne mit ihm im Atlantik untergingen.

Das Engagement von David Montgomery ist in diesem Land also neu und ungewohnt. Daher ist die Empörung über den Verkauf des Berliner Verlages besonders groß. Und die Angst der Belegschaften von „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ übersteigt das in diesem Land übliche Maß; sie ist größer als die Angst, die ohnehin seit der Zeitungskrise nach der Jahrtausendwende herrscht. Der „Kurier“ setzte denn auch das Bild einer Heuschrecke neben das Foto von Herrn Montgomery.

Die englische Tageszeitung „Guardian“ hat dem Verkauf des Berliner Verlags einen längeren Artikel gewidmet, in dem auch diese Heuschrecke aus dem „Kurier“ erwähnt wurde.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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