Ausgabe Januar 2006

Opiumökonomie Afghanistan

Gut vier Jahre nach dem Beginn des „Antiterrorkriegs“ und dem Ende der Taliban-Herrschaft herrschen in Afghanistan nach wie vor mafiöse Strukturen. Zwar fanden im vergangenen Jahr Parlaments- und Provinzwahlen statt; doch obwohl diese mit einem Aufgebot von 100000 Sicherheitskräften geschützt wurden, gelang es den Taliban, zahlreiche Anschläge zu verüben und Kandidaten zu töten. Konkurrierende Warlords kämpfen untereinander und gegen die schwache Zentralregierung für die Errichtung regionaler „Kleinstaaten“. Angesichts des wachsenden Chaos’ stellt sich die Frage, wie der latente Kriegszustand im Land finanziert wird.

Bereits im Krieg gegen die Sowjetarmee von 1979 bis 1989 etablierte sich Opium als wichtige Finanzquelle der Mudschaheddin.1 Seit den 90er Jahren profitieren Warlords und Taliban zunehmend vom Opiummarkt. Mittlerweile hat sich eine für „asymmetrische Kriege“ typische Ökonomie herausgebildet; Opium ist damit gleichzeitig Konfliktstoff, illegale Ware und Mittel zum Überleben. Hohe Gewinnspannen bilden für die arme Bevölkerung der ganzen Region den Anreiz, in das Drogengeschäft einzusteigen. Diese Entwicklung ist jedoch nicht monokausal mit der Kriegsökonomie oder den regionalen politischen Zuständen zu erklären, sondern muss in den historischen Kontext eingebettet werden.

Sie haben etwa 6% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 94% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Die neue Merz-Doktrin?

von Jürgen Trittin

Jahrzehntelang durfte in keiner Grundsatzrede eines deutschen Politikers in Regierungsverantwortung der Satz fehlen: „Wir setzen auf die Stärke des Rechts statt auf das Recht des Stärkeren.“ Doch das war einmal. Bundeskanzler Merz‘ lautstarkes Räsonieren über den Krieg Israels gegen den Iran markiert den Bruch mit dieser Tradition.

Eigennutz statt Solidarität

von Klaus Seitz

Etwa eine Milliarde Euro weniger als im vergangenen Jahr steht dem Bundesentwicklungsministerium 2025 zur Verfügung. Doch nicht nur der Spardruck macht der Entwicklungszusammenarbeit zu schaffen, auch die strategische Neuausrichtung gefährdet ihre Zukunftsfähigkeit.

Besser als ihr Ruf: Die europäische Afrikapolitik

von Roger Peltzer

Schon unter Angela Merkel hat der afrikanische Kontinent in der deutschen Bundesregierung große politische Aufmerksamkeit erfahren. Die Ampelregierung setzt diesen Kurs fort: Seit seinem Amtsantritt reiste Bundeskanzler Olaf Scholz jedes Jahr nach Afrika.