So viel Einigkeit war selten. Großkoalitionäre Politiker, verbeamtete Intellektuelle, gut bestallte Redakteure und besorgte Spitzenfunktionäre von Rotem Kreuz, Arbeiterwohlfahrt und Diakonie sehen unisono die Hartz-IV-Katastrophe heraufziehen. In typisch deutscher Hysterie wird geklagt, gewarnt, gemahnt und tief in die Kiste des zur Beschreibung von Unheil aller Art bereitstehenden Vokabulars gegriffen, als ob Springfluten und Terroranschläge gleichzeitig ihr vernichtendes Werk begonnen hätten. Mit „jeder weiteren Wasserstandsmeldung zur Ausgabenentwicklung“ werde sichtbar, wie beängstigend hoch die „Hartz-Flut“ bereits angeschwollen sei, eine „Kostenexplosion“ nach der anderen erschüttere die allein zum Standort umdefinierte Bundesrepublik, durch „den dramatischen Anstieg der Fallzahlen“ und „den Aufwuchs passiver Leistungen“ werde offenbar, dass Hartz IV „zum teuren Desaster“, ja zum „Fass ohne Boden“ geworden sei.1
Als hätte eine unsichtbare sprachregelnde Hand eingegriffen, darf eine Metapher in keinem Hartz-IV-Bericht oder Kommentar fehlen: der Begriff der „aus dem Ruder gelaufenen Kosten“, der unwillkürlich das Bild eines nicht mehr steuerbaren Schiffes imaginiert, das auf die nächste Klippe aufzulaufen droht.
Die Entwicklung ist in der Tat dramatisch.