Ausgabe Juli 2006

Vom Kind zum Fall

Die Kinderschutzpolitik von New Labour

Fälle von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung, Schulverweigerung und die durch die Rütli-Schule ausgelöste Debatte um den Zustand der Hauptschulen – seit geraumer Zeit ist der Streit um den richtigen Umgang mit „Problemkindern“ und ihren Eltern in vollem Gange. Ohne dass bisher ein Konsens über erforderliche Maßnahmen erzielt werden konnte, werden zunehmend größere Eingriffsmöglichkeiten des Staates gefordert. Um einen Vorgeschmack auf eine mögliche Entwicklung zu bekommen, könnte ein Blick nach England helfen. Denn dort befindet sich die Debatte bereits in einem anderen Stadium – nämlich dem der administriellen Umsetzung.

Am 25. Februar 2000 starb die achtjährige Viktoria Climbié nach Monaten schwerster physischer und psychischer Misshandlungen und Vernachlässigung im „St. Mary’s Hospital Paddington“ in London. Ihre Großtante und deren Lebensgefährte wurden am 12. Januar 2001 wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Die britische Öffentlichkeit reagierte äußerst empört auf die brutale Tat. Viktoria wurde zum Symbol für viele Kinder in Not, die keine rechtzeitige, lebensrettende Hilfe erhalten. Lord Laming, Untersuchungsbeauftragter der britischen Regierung, deckte in seinem Bericht die schockierende Schwäche und das skandalöse Versagen des britischen Kinderschutzsystems auf.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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