Anhänger der Dependenztheorie wurden in der jüngeren Vergangenheit zunehmend durch Berichte aus der Welt des Big Bussiness irritiert. Die letzte Forbes-Liste der 476 internationalen Dollar-Milliardäre enthielt beispielsweise zehn Personen aus Indien, acht aus China, 21 aus Lateinamerika, von 33 Russen ganz zu schweigen. Dass es sich dabei nicht bloß um einige neureiche Einzelpersonen handelt, die sich als „Kompradoren“ an die weltweite Ausbreitung des Kapitalismus hängen, zeigt ein Blick auf die Unternehmenslandschaft von Schwellenländern aus dem Süden: Chinesische Konzerne haben allein in den beiden letzten Jahren mehr als 30 Mrd. US-Dollar in internationale Übernahmen investiert. Wer möchte, kann sich heute unter dem Namen „Lenovo 3000“ chinesische Laptops oder Desktops kaufen – nachdem der chinesische Computerhersteller Lenovo 2005 die Personalcomputer- Sparte von IBM übernommen hat. Fünf der zehn größten Reedereien der Welt stammen bereits aus Entwicklungsbzw. Schwellenländern; die Wirtschaftspresse berichtet fast täglich über kleinere oder größere Fusionsfälle, bei denen Unternehmen aus der Ersten Welt von Konzernen der Dritten Welt übernommen werden.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.