Zentralasien und der Kampf der Großmächte
Das klassische „Große Spiel“ wurde im 19. Jahrhundert nach jenem von Rudyard Kipling geprägten Ausdruck zwischen dem Britischen und dem Russischen Reich ausgetragen. In der Hochphase dieses Kampfes um Macht und Einfluss in Zentralasien ging es den imperialen Mächten um die Sicherung bzw. Erschließung des einzig möglichen Landzugangs nach Britisch- Indien, der Perle des britischen Weltreiches. Beide Mächte versprachen sich durch Einfluss in Afghanistan strategische Vorteile. Während Russland den Zugang zum arabischen Meer suchte, ging es England um die Absicherung seiner indischen Kolonien.1 Doch die Einflussversuche der Weltmächte scheiterten, das Große Spiel stagnierte nach erheblichen Verlusten auf beiden Seiten (auf britischer Seite insgesamt rund 52000 Tote), wobei Afghanistan als Pufferzone zwischen den Imperien fungierte. Zur Handlungsunfähigkeit verdammt, verloren die imperialen Mächte bald ihr Interesse an der Fortsetzung der fruchtlosen Auseinandersetzung.
In Folge der Oktoberrevolution und dem anschließenden Bürgerkrieg verschwand Zentralasien hinter dem sowjetischen Eisernen Vorhang. Unter Stalin diente die Region als Experimentierfeld für künstliche Nationenbildung und die Versuche, den Islam auszumerzen, sowie als Deportationsziel unerwünschter Völkerschaften.