In diesem Januar jährte sich nicht nur die Ermordung Rosa Luxemburgs zum 90. Mal, sondern auch die Einführung des Frauenwahlrechts in Deutschland. Aus diesem Anlass hatte sich „Die Zeit“ etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Angela Merkel, die erste deutsche Bundeskanzlerin, und Jana Hensel, bekannt von ihrem Bestseller „Zonenkinder“ und Co-Autorin des Buches „Neue deutsche Mädchen“, zerbrachen sich gemeinsam den Kopf über den Stand der Gleichberechtigung in der Bundesrepublik.
Die beiden ostdeutschen Frauen aus zwei Generationen waren sich schnell einig, dass es auch heute noch einige Probleme mit dem „Frausein“ gebe. Angela Merkel stellte fest, sie habe nie viel von dem Gedanken gehalten, dass es ihr als Kanzlerin nutze, eine Frau zu sein. Frauen dürfte dagegen eher die Frage interessieren, ob es ihnen nutzt, dass ihr Land von einer Frau regiert wird. Immerhin: Das Elterngeld wurde unter Merkel eingeführt, der Kita-Ausbau angeschubst und die Kosten für Kinderbetreuung steuerlich absetzbar gemacht – doch bei alledem handelt es sich nicht um spezifische Frauen-, sondern um Familienpolitik. Da war es nicht verwunderlich, dass Merkel deutlich machte, sie möge das Wort Feminismus nicht so gerne und spreche lieber über die „Rollenverteilung von Männern und Frauen in der Gesellschaft“. Immerhin gestand sie ein, dass es für Frauen nach wie vor „noch Nachteile oder Erschwernisse gibt“.