Ausgabe November 2010

Die deutschen Kennedys

Ich sage Ihnen, als Medienprofi sage ich Ihnen: Wir haben sie! Die deutschen Kennedys. Er immer smart wie ein iPhone und sie kühl & knackig & zugleich sexy, Karl-Theodor und Stephanie. Wir werden sie die „Guttis“ nennen. Das hat so einen Klang wie Goodies, Goodies good for Germany, oder so ähnlich.

Sehen Sie, die Merkel ist out, bei der versteht ja jeder nur noch Bahnhof – sehr unpopulär zurzeit. Umfragen und Mundwinkel: Alles nach unten. Aber unser fescher Freiherr, der geht auf so eine Afghanistan-Beerdigung, eine echte Schlechte-Nachrichten-Veranstaltung, und fordert glatt einen „offenen und ehrlichen“ Umgang mit dem Krieg. Das nenne ich offensiv.

Da schickt einer Leute zum Umbringen oder Umgebrachtwerden in irgend so ein Ausland, die kommen dann tot zurück oder kaputt, und der macht jetzt nicht den Tut-mir-aber-leid-Heinz, soll nicht wieder vorkommen. Nee, der setzt noch einen drauf: „Wir lassen junge Menschen schwören, für unser Land tapfer zu sein. Dann sind sie es und sterben tapfer für uns.“ Das ist doch mindestens so gut wie dieser Kennedy-Hammer damals: Frage nicht, ob Dein Land stirbt, frage lieber, wo Du für Dein Land sterben kannst, oder so ähnlich.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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