Ausgabe Dezember 2010

EU: Am deutschen Wesen genesen?

Die Führungsmächte der Europäischen Union, Deutschland und Frankreich, einigten sich am 30. Oktober auf den Versuch, den Vertrag von Lissabon erneut zu ändern. Dieser Entschluss wiegt schwer und birgt enorme Spaltungsgefahren. Denn während Deutsche und Franzosen wesentliche Änderungen anstreben, wünscht ein Großteil der anderen 25 Mitgliedsländer diese nicht. Die Iren sind gesetzlich verpflichtet, keiner substanziellen Veränderung der Bedingungen ihrer EU-Mitgliedschaft zuzustimmen, ohne zuvor ein Referendum darüber abgehalten zu haben. Alle anderen fürchten, das hieße die Büchse der Pandora zu öffnen.

Das Deutschland der Angela Merkel besteht auf einer Vertragsänderung, um dem Verschuldungsproblem der Eurozone zu begegnen, welches die deutsche Wählerschaft sehr erregt – aus schlechten Gründen. Aber diese Unruhe gefährdet die regierende Mitte-Rechts-Koalition der Kanzlerin.
Die deutsche Öffentlichkeit ist, wie auch viele Angehörige der politischen Elite, ungehalten über den „Bailout“ Griechenlands aus dessen Schuldenkrise durch die EU (oder, wie die Deutschen lieber sagen, durch Deutschland). Diese Sichtweise bestimmt auch nach wie vor den Tenor der internationalen Pressedarstellungen des Vorgangs.

Sie haben etwa 18% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 82% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema