Ausgabe April 2011

Die Stunde der Muslimbruderschaft?

Der erste Teilerfolg der ägyptischen Revolution stößt auf einhellige Begeisterung. Und dennoch könnte sich das Erreichte noch in sein Gegenteil verkehren. Die Macht der Armee, die seit dem Putsch der Freien Offiziere 1952 das Land faktisch regiert, wurde durch Mubaraks Rücktritt in keiner Weise erschüttert. Die wirtschaftliche Situation ist dramatisch, und die Bildungschancen der breiten Masse sind – angesichts eines Dreiklassen-Bildungssystems und einer Analphabetenrate von über 30 Prozent – nach wie vor äußerst begrenzt.

Nun sollen in den nächsten Monaten demokratische Strukturen aufgebaut werden, um im Herbst Wahlen abhalten zu können. Doch die zersplitterte säkulare Bewegung muss erst zueinander finden, sich in der Bevölkerung verankern und ihre Demokratiefähigkeit unter Beweis stellen. Eine entscheidende Rolle könnte vor diesem Hintergrund der islamistischen Muslimbruderschaft zukommen, der einzigen organisierten Bewegung mit einer breiten Basis und gefestigten Strukturen, die zudem von sich behauptet, allein den wahren Islam zu vertreten.

Die Muslimbruderschaft, das sunnitische Pendant des schiitischen Fundamentalismus à la Khomeini, wurde 1928 von Hassan al-Banna in Ismailija gegründet. Ihre Hintermänner, welche die Gründung anregten, waren vom saudi-arabischen Wahhabismus inspiriert.[1] Gründer dieser Sekte war Ende des 18.

Sie haben etwa 7% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 93% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (9.50€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema