Ausgabe April 2020

50 Jahre atomare Abrüstung: Midlife- oder Existenzkrise?

Vor zehn Jahren, am 8. April 2010, unterzeichneten US-Präsident Barack Obama und der russische Präsident Dmitri Medwedjew den New- START-Vertrag zur atomaren Abrüstung. Und schon 40 Jahre früher, am 5. März 1970, trat der Nichtverbreitungsvertrag (NVV) in Kraft, dem bis heute die meisten Staaten, 191 an der Zahl, beigetreten sind. Eigentlich ein Grund zu feiern, aber einige Partygäste sind tief zerstritten, allen voran die USA und Russland. Dies aber kann langfristig unabsehbare Konsequenzen für die Weltordnung haben.

Der NVV ist bis heute der wichtigste multilaterale Abrüstungs- und Nichtverbreitungsvertrag für Nuklearwaffen. Dank seiner haben circa 20 Staaten, die Nuklearwaffen hätten entwickeln können, dies unterlassen. Die Akkumulation und Weiterentwicklung von Nuklearwaffen, also die „vertikale Proliferation“ der bereits existierenden Nuklearwaffenbesitzer, wurde hingegen nicht verhindert. Allerdings haben viele NVV-Mitglieder ihre „zivilen“ Nuklearaktivitäten vollständig unter die Kontrolle der IAEA gestellt. Darüber hinaus ermöglicht der NVV nicht nur die zivile Zusammenarbeit bei der friedlichen Nutzung der Kernenergie, sondern auch zum Beispiel die Schaffung von nuklearwaffenfreien Zonen, die größtenteils in der südlichen Hemisphäre angesiedelt sind.

April 2020

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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