Washington, Peking und das Revival der Großmachtkonkurrenz

Bild: imago images / Kyodo News
Das „kurze 20. Jahrhundert“, wie Eric Hobsbawm es nannte, soll 1989 mit dem Sieg der USA im Kalten Krieg geendet haben. Doch heute steht Amerika einem mächtigen und durchsetzungsfähigen China gegenüber – einem Einparteienstaat mit einer Staatsideologie, die er den Marxismus des 21. Jahrhunderts nennt, und der eifrig eine starke Armee aufbaut, wobei er sich auf eine Wirtschaft stützt, die in absehbarer Zukunft die größte der Welt werden will. Diese Entwicklung hat die Annahmen erschüttert, die in den vergangenen 30 Jahren den ökonomischen und sicherheitspolitischen Entscheidungen Washingtons zugrunde lagen.
Dieser Wandel der Umstände ist dramatisch. 2001 war es den USA nach Jahren schmerzhafter Verhandlungen gelungen, Chinas Beitritt zur kurz zuvor gegründeten Welthandelsorganisation (WTO) zu bewerkstelligen. Damit wurde die WTO, die die Regeln des Welthandels festlegt, zu einer wahrhaft globalen Organisation, die die große Mehrheit der Weltbevölkerung einbindet. Nun bestand die Hoffnung, wie es Bob Zoellick – der Handelsbeauftragte von Präsident George W. Bush – ausdrückte, dass China zum verantwortungsbewussten Teilhaber des globalen Systems werden würde. 20 Jahre später ist China die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt. Die USA und China sind über Handel und Investitionen tief miteinander verbunden.