
Bild: Ein halb abgerissenes Wahlplakat von AKP-Chef Recep Tayyip Erdoğan in Diyarbakır, wo überwiegend Kurd:innen leben, 25.5.2023 (IMAGO / ZUMA Wire / Mehmet Masum Suer)
Es waren wenige Wochen, in denen politische Exilant:innen die leise Hoffnung hegten, ihre Familien in der Türkei wieder besuchen zu können, in denen vorsichtig ausgesprochen wurde, dass die Tausenden politischen Gefangenen eine Chance auf Freilassung hätten und es wieder möglich sein könnte, sich ohne Repression für Frauenrechte und Minderheiten einzusetzen. Kurz schien es vorstellbar, der Drohnenkrieg gegen Nordostsyrien könne enden und Hunderttausende kurdische Flüchtlinge könnten in ein freies Afrin zurückkehren.
All diese Hoffnungen wurden gespeist durch den Blick auf die türkischen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 14. Mai. Die Voraussetzungen für einen politischen Wandel schienen infolge des Jahrhunderterdbebens, des staatlichen Versagens bei der Nothilfe und der schlechten Wirtschaftslage günstig. Eine breite Opposition hatte sich auf den CHP-Vorsitzenden Kemal Kılıçdaroğlu als einzigen Präsidentschaftskandidaten geeinigt, obschon dieser bei weitem kein Wunschkandidat aller war. Doch der kurze Moment der Hoffnung ist großer Enttäuschung gewichen. Überdeutlich zeigt sich das gerade auch in den kurdischen Gebieten im Osten der Türkei und in Nordostsyrien, die seit Jahren unter Repressionen und Angriffen des türkischen Militärs leiden.
Angesichts dessen war gerade in Nordostsyrien, im Gebiet der autonomen kurdischen Selbstverwaltung, die Hoffnung auf einen politischen Wechsel groß.