Ausgabe Juli 2024

Modis Indien: Der ausgebremste Wahlsieger

Premierminister Narendra Modi feiert im BJP-Hauptquartier in Neu-Delhi die Führung der Partei bei der Parlamentswahl, 4.6.2024 (IMAGO / Raj K Raj / Hindustan Times)

Bild: Premierminister Narendra Modi feiert im BJP-Hauptquartier in Neu-Delhi die Führung der Partei bei der Parlamentswahl, 4.6.2024 (IMAGO / Raj K Raj / Hindustan Times)

Am 9. Juni hat Indiens gerade wiedergewählter Premier Narendra Modi gemeinsam mit seinen 72 Ministern seinen Regierungseid abgelegt. Er ist erst der dritte indische Premierminister – nach Jawaharlal Nehru und Indira Gandhi –, der eine dritte fünfjährige Amtszeit antritt. Keine Frage also, dass die jüngste Wahl zum indischen Parlament – der Lok Sabha – ein Erfolg für ihn und seine hindunationalistische Bharatya Janata Party (BJP) war. Dennoch: Der charismatische Modi mit seinem oft als autokratisch bezeichneten Führungsstil steht vor tiefgreifenden Veränderungen. Denn bei der Wahl haben sich die Inder:innen klar für Wandel entschieden.

Vor der Stimmauszählung hatten Wahlumfragen noch eine komfortable Mehrheit für die National Democratic Alliance (NDA) prognostiziert – ein Bündnis aus Mitte- und Mitte-rechts-Parteien unter Führung der BJP. Als dann einen Tag später die ersten Wahlergebnisse über die Bildschirme flimmerten, war schnell klar: Die BJP bekommt Gegenwind. Und zwar vom Oppositionsbündnis Indian National Developmental Inclusive Alliance (INDIA), das für sozialdemokratische, liberale und säkulare Werte steht und von der Traditionspartei Indian National Congress (INC) angeführt wird. Der INC mit dem 81-jährigen Parteipräsidenten Mallikarjun Kharge an der Spitze gewann 99 Sitze, gemeinsam mit der INDIA-Allianz sogar 232.

»Blätter«-Ausgabe 7/2024

Sie haben etwa 10% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 90% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Euphorie und Ernüchterung: Bangladesch nach dem Aufstand

von Natalie Mayroth, Dil Afrose Jahan

Im September fanden an der Universität Dhaka, einer der wichtigsten Hochschulen Bangladeschs, Wahlen zur Studentenvereinigung statt. Manche sehen sie als Testlauf für die nationalen Wahlen. Daher ist es ein Warnsignal, dass dort ausgerechnet der Studentenflügel der islamistischen Jamaat-e-Islami gewann.

Koloniale Nachwehen: Der Kampf um Kaschmir

von Amadeus Marzai

Ein brutaler Terroranschlag riss am Nachmittag des 22. April das idyllische Baisaran-Gebirgstal im von Indien kontrollierten Teil Kaschmirs aus seiner Ruhe. Es war der Beginn einer rapiden Eskalation im seit jeher angespannten indisch-pakistanischen Verhältnis und könnte sogar zum Ausgangspunkt eines größeren Krieges zwischen den beiden Nuklearmächten werden.

Südkorea: Vom Putschversuch zur Richtungswahl

von Fabian Kretschmer

Es ist mehr als nur ein Klischee, dass die südkoreanische Demokratie zu den lebhaftesten in ganz Asien zählt. Seit der Wahlkampf Anfang Mai offiziell eingeläutet wurde, sind die gläsernen Fassaden der Bürotürme in der Hauptstadt Seoul mit riesigen Plakaten der Spitzenkandidaten zugepflastert.