
Bild: Die Pony-Bar auf Sylt. Die Videos von Party-Gästen, die hier rassistische Parolen grölen, gingen viral. (IMAGO / dts Nachrichtenagentur)
Am Anfang konnte man sich ja fast noch freuen; schließlich hatten die „Schampus-Deppen“ von Sylt mit ihrem „Deutschland, den Deutschen, Ausländer raus“-Gegröle auch noch dem Letzten klargemacht, dass Rassismus kein Problem nur der niederen Stände ist. Außerdem wurde einem in der Folge schlagartig bewusst, dass der inkriminierte Partyhit „L‘Amour toujours“, den man davor gar nicht kannte, längst in weiten Teilen Deutschlands als neue Nazi-Hymne firmiert und als solche schon lange gesungen wird, bevor er mit dem Sylt-Event nun im ganzen Land bekannt wurde. Auch das eine Form der Aufklärung, wenn auch der unangenehmen Art.
Was Sylt aber auch angerichtet hat: Der hier noch skandalisierte Tabubruch ist dadurch richtig salonfähig geworden und hat sich gleichermaßen in einer Weise multipliziert, wie es davor dann doch kaum denkbar gewesen wäre. Oder vielleicht doch, ist das alles nur unserer gesteigerten, sensibilisierten Wahrnehmung geschuldet?
Plötzlich schreit und singt es jedenfalls überall „Ausländer raus“. Die rechte Strategie, das vermeintlich Unsagbare wieder sagbar zu machen, feiert fröhliche Urständ. Tatsächlich scheint die Devise zu lauten: Was die rich kids von Kampen können, können wir schon lange. Kein Stadt- oder Feuerwehrfest, auf dem nicht zu später Stunde das Lied läuft, rassistisch gegrölt und der Hitlergruß gezeigt wird.
Doch nicht genug damit: Längst ist aus dem Wort die Tat geworden.