Ausgabe Februar 1991

Statt Hochschulreform: Abwicklung

Eins scheint klar: Der Terminus "Abwicklung" bezeichnet in der an bildassoziativen Wörtern nicht eben reichen Verwaltungssprache eine Ausnahme. Hier eröffnen sich für den Laien weite Felder spekulativer Vorstellungen: Auspacken, abrollen, entwirren, abspecken.... Auf eines kommt der/die Uneingeweihte beim erstmaligen Vernehmen dieses Wortes jedenfalls nicht, auf den Vorgang, der sich hinter ihm verbirgt. Hier nun muß die gewohnte, weitaus klarere (wenn auch nicht schönere) Amtssprache weiterhelfen. "Abgewickelt" also werden östliche Bildungseinrichtungen, "wenn Aufgaben wegfallen oder in ihrem Bestand eine wesentlichen Veränderung erfahren." (Berliner Senats-/Magistratsvorlage "Entscheidung nach Artikel 13 Abs. 1 Satz 4 Einigungsvertrag für die nachgeordneten Einrichtungen der DDR-Zentralregierung aus dem Bereich Wissenschaft und Forschung", Dezember 1990) 1).

Abgesehen davon, daß nur die Autoren dieses Papier zu wissen meinen, wie "Aufgaben in ihrem Bestand eine wesentliche Veränderung erfahren können", nimmt die Vorstellung der Laien nun festere Konturen an: Abwicklung meint offenbar S c h l i e ß u n g und damit das genaue Gegenteil von "Überführung" - ein Terminus, Vertretern der Autohändlerbranche wohlbekannt.

Februar 1991

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Drei Millionen ohne Abschluss: Was tun?

von Maike Rademaker

Die Zahl war lediglich einen Tag lang einige Schlagzeilen wert: Rund 2,9 Millionen junge Menschen zwischen 20 und 34 Jahren hierzulande haben keinen Berufsabschluss. Maike Rademaker analysiert Gründe und Lösungsansätze.