Ausgabe Mai 1992

Vor dem Ende der Apartheid

Stationen des Übergangs in Südafrika

"Sind Sie für die Fortführung des Reformprozesses, den der Staatspräsident am 2. Februar 1990 eingeleitet hat und der auf eine neue Verfassung durch Verhandlungen abzielt?" So hatte die Frage gelautet, mit der der südafrikanische Präsident de Klerk seine Politik den weißen Wählern zur Abstimmung stellte. An der Abstimmung beteiligten sich 85,7% der Stimmberechtigten. 1.924.186 (68,7%) sprachen sich für die Fortführung der Verhandlungen aus, 875.619 (31,3%) dagegen. Von den 15 Stimmbezirken gab es nur in Pietersburg im Norden an der Grenze zu Zimbabwe ein mehrheitliches "Nein". Es war wohl das letzte Mal, daß ausschließlich weiße Bürger zur Abstimmung über die Zukunft Südafrikas zu den Urnen gerufen wurden. Mit dem überraschend angesetzten Referendum über seine Politik war Staatspräsident de Klerk einem schleichenden Mißtrauensvotum zuvorgekommen.

In allen Nachwahlen hatte seine regierende Nationalpartei (NP) erhebliche Stimmverluste hinnehmen müssen. Die letzten Nachwahlen von Potchefstroom brachten einen Erdrutschsieg der Konservativen und Verhandlungsgegner. Mit dem Referendum erzwang de Klerk eine eindeutige Position der Weißen zur Politik der Verhandlung.

Mai 1992

Sie haben etwa 5% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 95% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

»Deutsch-Südwest« unter Merz: Zurück zur Schuldabwehr?

von Henning Melber

Schon am Beginn des Ersten Weltkriegs musste Deutschland seinen „Platz an der Sonne“ räumen. Zuvor war das Kaiserreich kurzzeitig zur viertgrößten Kolonialmacht aufgestiegen, aber nun übernahmen die Kriegsgegner der Entente dessen okkupierte Territorien in Afrika und der Südsee.