Das wirkliche Leben als Salz in der Suppe der Fiktion. "Wir bewegen uns weg vom Serien-Kladderadatsch hin zur Wirklichkeit", sagt ausgerechnet der Moderator einer der neuen realitainment-Sendungen (Wortschöpfung diesmal von mir) des Kanals, der immer noch hauptsächlich mit Serien seine Werbeeinnahmen sichern muß.
Aber auch in diesen Sendungen etwa Notruf, die von dem zitierten Macher Hans Meiser betreut wird - ist für die Wirklichkeit nur ein Klappstuhl im dritten Rang reserviert: Die dargebotenen Fälle sind echt (Meiser: "...hat sich tatsächlich zugetragen - so und nicht anders"), aber das von ihnen dargebotene Bild ist es nicht. Mit den bekannten Mitteln des Spielfilms und den entsprechenden Tricks wird die Sache nachgestellt - und Vorsorge getroffen, daß das durch die Luft fliegende Auto keinen Totalschaden erleidet. Die Mitspieler, Original-Polizeibeamte und Original-Beteiligte, das seien die echten, wird versichert: der Taxifahrer, der von zwei Fahrgästen ausgeraubt wird, der Bankangestellte beim Überfall, der Fußgänger beim Verkehrsunfall, sie alle haben die Notrufnummer gewählt.
Nun werden sie unvermittelt der Fernsehmaschine ausgeliefert - kaum vorstellbar, daß sie Ratschläge des Regisseurs, wie das Ganze ein wenig spannender zu machen wäre, nicht akzeptieren.