Diesmal scheint der Angriff auf die Ladenschlußzeiten final, weil besser vorbereitet als zuvor: Die Bundesregierung hat sich eine Studie beim Münchner ifo-Institut für Wirtschaftsforschung bestellt, um mit hochwissenschaftlichen Erkenntnissen den Widerstand - auch in den eigenen Reihen - gegen die "Liberalisierung" aufzuweichen. Die Forschungsergebnisse liegen vor 1), das Kabinett plant einen Ladenschlußbericht. 50- bis 55 000 Arbeitsplätze mehr versprechen die Wissenschaftler, wenn der Einzelhandel um 6 Uhr öffnet und erst um 22 Uhr Feierabend macht (S. 18). Als warteten Scharen von Konsumenten nur darauf, den Sparstrumpf aufzuschnüren oder sich mittels Kreditkarte möglichst schnell und schmerzfrei zu verschulden, um mit dem Kauf von Dingen, nach denen sie derzeit offenbar kein hinreichend drängendes Bedürfnis verspüren, ein Beschäftigungsprogramm zu finanzieren. 20 Milliarden Mehrumsatz aus dem Nichts! Die Volkswirtschaft jenseits der "wettbewerbsfeindlichen" Ladenschlußregelung muß wie eine Banknotenpresse funktionieren, nur ohne Inflationsgefahr. Da staunt der Laie und der Fachmann - macht weiter Umfragen. Die Studie stellt fest, daß die überwiegende Mehrheit der Konsumenten mit den derzeitigen Öffnungszeiten "weitgehend zufrieden" ist (13).
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.