Ausgabe Oktober 1997

Die unmögliche Hochschulreform: Einen Engelskreis in Gang setzen

Einen Engelskreis in Gang setzen

"Alle Seiten haben sich bewegt", beruhigte der bayerische Kultusminister die Enttäuschten und Unzufriedenen bei der Vorstellung des Entwurfs zum neuen Hochschulrahmengesetz. Tatsächlich aber sind die meisten angepeilten Neuerungen (neue Abschlüsse, Deregulierung, Credit Points, Evaluation) bereits an verschiedenen Universitäten eingeführt oder in der Erprobung. Und wirkliche Neuheiten wie hochschuleigene Auswahlverfahren sind so halbherzig ausgefallen, daß man an ihrer Nützlichkeit zweifeln muß. Die wirklich grundsätzliche Frage nach Studiengebühren, die dringend diskutiert und beantwortet werden müßte, hat man konfliktscheu ausgeklammert. Die einen wollen sie per Gesetz verboten sehen, die anderen fürchten "Wettbewerbsverzerrung", wenn man es den Ländern überlassen würde, über Gebühren zu entscheiden. Konsens scheint unmöglich zu sein, eine echte Reform der deutschen Hochschule auch. "Ich denke, da ändert sich erstmal gar nichts", kommentierte Klaus Borchard, Rektor der Universität Bonn, das neue HRG. Universitäre Eignungsprüfungen sind nicht nur für viele Wissenschaftsminister wie Nordrhein-Westfalens sozialdemokratische Status-quo-Verwalterin Anke Brunn ein rotes Tuch. Der Philologenverband mag sie auch nicht, weil sie angeblich dem Abitur abträglich sind.

Oktober 1997

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