Lateinamerika vom Markt zum Staat und wieder zurück
Es ist nicht gerade ein Gespenst, das südlich des Rio Grande umgeht. Aber der "lateinamerikanische Idiot" reicht immerhin für einen Bestseller: "Manual [Handbuch] del perfecto idiota Latinoamericano", ediert im März 1996 von Plaza & Janes Editores in Barcelona und derzeit immer noch ein Hit auf dem Subkontinent. Dessen nationalistische Vergangenheit wird darin nicht nur verulkt. Vielmehr geht es den Autoren auch um ein neues Nachdenken über die heutige Situation, in der der sogenannte Neoliberalismus triumphiert. Als der Marxismus in den 30er Jahren unter europäischen Intellektuellen en vogue war, zirkulierte an einigen Orten der Spruch: Wer unter dreißig nicht Mitglied einer kommunistischen Partei war, hat kein Herz; wer über dreißig noch KP-Mitglied ist, hat kein Hirn! Lateinamerika verfügt nunmehr über eine analoge Replik auf seinen antioligarchischen und antiimperialistischen Nationalismus, der als ideologische Strömung zwischen 1920 und 1990 die Geschichte des Subkontinents mitbestimmte.
Allerdings macht die Antwort - das zitierte Buch - an die 300 Seiten aus.