Nahostgipfel im Oktober 1998 am Wye River: Abgeschieden der Konferenzort und ausgeschlossen die Presse - darin erschöpft sich auch schon die Parallele zu Camp David. Auf dem Landsitz des amerikanischen Präsidenten einigten sich 1978 der israelische Regierungschef Mechachim Begin und der ägyptische Präsident Anwar el Saddat auf die Rückgabe des israelisch besetzten Sinai an Ägypten; die Vermittlungsleistung Jimmy Carters wurde ein Jahr später vom ersten Friedensvertrag gekrönt, den Israel mit einem seiner arabischen Nachbarn schloß. Zwanzig Jahre später kann von einem großen Wurf wie in Camp David nicht die Rede sein. In der ländlichen Idylle an der Chesapeake Bay ging es vielmehr darum, den israelisch-palästinensischen Friedensprozeß aus dem Koma zu erwecken. Denn fünfzig Jahre nach Gründung des Staates Israel und fünf Jahre, nachdem Itzhak Rabin und Yassir Arafat vor dem Weißen Haus einander und der Welt versprochen hatten, die Jahrhundertfeindschaft zwischen Israelis und Palästinensern begraben zu wollen, drohte dem Versuch, die palästinensische Hypothek auf dem Verhandlungswege abzutragen, der Offenbarungseid.
In der Januar-Ausgabe skizziert der Journalist David Brooks, wie die so dringend nötige Massenbewegung gegen den Trumpismus entstehen könnte. Der Politikwissenschaftler Philipp Lepenies erörtert, ob die Demokratie in den USA in ihrem 250. Jubiläumsjahr noch gesichert ist – und wie sie in Deutschland geschützt werden kann. Der Politikwissenschaftler Sven Altenburger beleuchtet die aktuelle Debatte um die Wehrpflicht – und deren bürgerlich-demokratische Grundlagen. Der Sinologe Lucas Brang analysiert Pekings neue Friedensdiplomatie und erörtert, welche Antwort Europa darauf finden sollte. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres erläutern, warum die Abhängigkeit von Öl und Gas Europas Sicherheit gefährdet und wie wir ihr entkommen. Der Medienwissenschaftler Roberto Simanowski erklärt, wie wir im Umgang mit Künstlicher Intelligenz unsere Fähigkeit zum kritischen Denken bewahren können. Und die Soziologin Judith Kohlenberger plädiert für eine »Politik der Empathie« – als ein Schlüssel zur Bekämpfung autoritärer, illiberaler Tendenzen in unserer Gesellschaft.