Wie in den "Blättern" 4/00 nachzulesen, hatte ich geglaubt, dem neuen Sendeformat eine gewisse Faszination bescheinigen zu können. Abgesehen von allen Einschränkungen angesichts eines Veranstalters, der ausschließlich auf die Einschaltquote blickt, könnte das Ganze, so schien es, eine "authentische Färbung" haben. Doch das war offenbar nicht intendiert: Je weiter sich "Big Brother" scheinbar aus sich selbst heraus entwickelte, um so deutlicher wurden die Eingriffe durch eine Regie, die das Geschehen auf mehreren Ebenen lenkte: Die "Doku Soap" hatte sehr wohl einen Regisseur, der, vermutlich vermittelt durch den "Psychologen", der die Containerbewohner regelmäßig "betreute", massiv intervenierte.
Als Wendepunkt ist wohl der Moment zu bezeichnen, an dem die dralle Sabrina ins Spiel gebracht wurde. Ihr Eintritt in die Gruppe sollte wohl etwas Sex ins Geschehen bringen, was aber an der unerschütterlichen Keuschheit von Jürgen scheiterte. Wichtiger noch war wohl für die Macher, daß sie die gruppendynamischen Prozesse wie eine Dampfwalze plattmachte.