Die rot-grüne Regierung will die gesetzliche Altersversorgung deutlich beschneiden. Bereits mit der Rentenreform 1992 mußte die Versicherung Federn lassen: Umstellung der Rentendynamik von der Brutto- auf die Nettoanpassung, veränderte Bemessung der Rentenversicherungsbeiträge für Lohnersatzleistungen (80% des zugrunde gelegten Bruttoentgelts), Kürzung bei der Berücksichtigung sogenannter beitragsfreier Zeiten (unter anderem wegen Arbeitslosigkeit, Ausbildung, Wehrdienst und Krankheit) sowie angehobene Altersgrenzen. Vorbehaltlich einer grundsätzlichen Rentennovellierung hat die Regierungskoalition unlängst beschlossen, die Renten für dieses und das nächste Jahr nur noch in Höhe der Inflationsrate, also ohne reales Wachstum, anzupassen. Setzte sich die Bundesregierung mit ihren Rentenvorschlägen durch, und es sieht ganz danach aus, sänke das Niveau der heutigen Standardrente (Anfang 1999 lag es bei 71,6%) bis zum Jahr 2030 auf 63 % des durchschnittlichen Nettoeinkommens, bis 2050 auf 54%. Dann erhielte ein Versicherter bei erreichten 45 anrechnungsfähigen Versicherungsjahren und einem gleichzeitig erzielten Durchschnittsverdienst aller Versicherten kaum mehr als die Hälfte des verfügbaren Einkommens vergleichbarer Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen, nach heutigem Wert 1556 DM. Kaum mehr als die Sozialhilfe.
In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.