Soziales gründet auf Sozialem. Diese Formel mag nicht unbedingt und sofort auf vorbehaltlose Zustimmung stoßen. Wenn man sich aber einmal auf die postmodernen Demystifizierungen einlässt, dann sieht man, dass die Aufdeckung und Entlarvung gesellschaftlicher Gründungsmythen eine durchaus Gewinn bringende Tätigkeit sein kann. Eine dieser Entlarvungen ist die von Derrida, Luhmann und anderen immer wieder ausgeführte Tatsache, dass eine jede gesellschaftliche Ordnung und ein jedes gesellschaftliches Funktionssystem auf fundamentalen Paradoxien beruht. 1) Welche Techniken zur Verschleierung dieser Paradoxien eine Gesellschaft zu welcher Zeit nutzt, ist nicht willkürlich, sondern abhängig von den Differenzierungsformen der Gesellschaft.
In Zeiten von Katastrophen, gesellschaftlichen Umbrüchen, kommen diese Paradoxien zum Vorschein und suchen sich eine neue Form. 2) Die aktuelle gesellschaftliche Katastrophe, die "normal science" verunmöglicht, heißt "Globalisierung". Nicht ein örtlicher Bezugsrahmen bildet mehr den adäquaten Erklärungszusammenhang gesellschaftlicher Strukturen, sondern die Differenzierungen können nur noch im globalen Zusammenhang erörtert werden. 3) Dies wirkt sich natürlich gesellschaftsweit und funktionssystemübergreifend aus.