Europa und das kaspische Öl
Seit Anfang der 90er Jahre gerät der zentralasiatische Raum immer stärker in den Fokus der großen Mächte. Der Grund hierfür liegt in den Energiereserven in und um das Kaspische Meer. Die genaue Größenordnung der Öl- und Gas-Vorkommen ist bisher zwar noch unbekannt. Schätzungen sorgen jedoch bereits heute bei potentiellen Abnehmern für leuchtende Augen. Schon wird die Region zusammen mit dem Persischen Golf als neue "Strategische Energieellipse" bezeichnet.1 In Europa ist von dieser Aufbruchsstimmung noch wenig zu spüren. Während Russland, die Vereinigten Staaten, China sowie die regionalen Anrainerstaaten bereits strategische Rivalitäten um Energieressourcen und Pipelinetrassen austragen, steht die EU bei diesem "New Great Game" im energiepolitischen Abseits.2 Es stellt sich also die Frage, ob der Region bei der europäischen Energieversorgung nicht größeres Gewicht beigemessen werden muss. Dies hängt maßgeblich davon ab, wie die Versorgungssicherheit Europas in Zukunft geleistet werden kann.
Bereits seit Mitte der 90er Jahre nahm die Europäische Kommission mehrere Anläufe, um in den Mitgliedstaaten eine verstärkte Diskussion über die Energiesicherheit der Gemeinschaft in Gang zu setzen – ohne nennenswerten Erfolg.