Israelische Linke sind sich darin einig, dass es keine israelische Linke gibt. Die israelische Linke schweigt seit Oktober 2000. Wir brauchten fast zwei Jahre, bis wir die berüchtigte Behauptung des vorherigen Ministerpräsidenten Ehud Barak - "Ich habe jeden Stein umgedreht" - durch eine andere Interpretation der Verhandlungen von Camp David erwidern konnten. Möglicherweise hatten wir erkannt, dass es uns doch noch gibt, obwohl von der israelischen Linken ja nicht viel übrig geblieben ist. Deshalb stolperten wir dann auch über jeden noch nicht gewendeten Stein, den es eigentlich auch nicht mehr geben sollte. Mittlerweile gibt es die Genfer Vereinbarungen und die Ayalon- Nusseibah-Initiative, doch die nimmt niemand wirklich ernst, vor allem die Linke nicht. Wir können sie nicht ernst nehmen, weil sie uns an die Osloer Verträge von vor zehn Jahren erinnert, von denen wir ja wissen, dass sie von Anfang nicht richtig funktioniert haben.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.