Zehn Jahre ist es her, da versprachen die Regierungen auf dem Welternährungsgipfel in Rom, die Anzahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren. Das Ziel von 1996 klang schon damals zynisch – nahm man doch die andere Hälfte des Elends einstweilen in Kauf. Was jedoch schwerer wiegt: Selbst dieses Ziel wird verfehlt werden. Ende Oktober wird die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) in Rom eine katastrophale Zwischenbilanz von zehn Jahren Hungerbekämpfung ziehen müssen: Die Zahl der Hungernden ist nicht gesunken, sondern gestiegen, von damals 840 auf heute 852 Millionen. Wirkliche Erfolge sind lediglich in China und Teilen Indiens zu verzeichnen. In Afrika dagegen wächst die Zahl der Hungernden immer noch um jährlich eine Million. Weltweit sterben täglich 80000 Menschen an den Folgen des Hungers. Nach UN-Gepflogenheiten wäre zur „Halbzeit“ des Programms eigentlich ein Regierungsgipfel angesagt. Angesichts der beschämenden Bilanz nimmt es jedoch nicht wunder, dass das diesjährige Treffen zu einem „Sonderforum“ herabgestuft wurde, an dem lediglich die Botschafter teilnehmen müssen. Regierungschefs und Landwirtschaftsminister bleiben offenbar lieber zu Hause, anstatt sich öffentlich der Verantwortung zu stellen.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.