Ausgabe Januar 2007

Gerechter Frieden

Deutsche Verantwortung im Lichte des 9. November

Der 9. November scheint ein deutsches Verlangen zu stören, das sich gegenwärtig mit wachsender Lautstärke zu Wort meldet.1 Ich meine das Verlangen nach einem – wie man sagt – unbefangenen Nationalgefühl, nach einem deutschen Identitätsbewusstsein, das sich nicht auf Auschwitz fixiert noch fixieren lässt, nach einem deutschen Patriotismus, der gern seine Flagge zeigt. Der 9.

Der 9. November scheint ein deutsches Verlangen zu stören, das sich gegenwärtig mit wachsender Lautstärke zu Wort meldet.1 Ich meine das Verlangen nach einem – wie man sagt – unbefangenen Nationalgefühl, nach einem deutschen Identitätsbewusstsein, das sich nicht auf Auschwitz fixiert noch fixieren lässt, nach einem deutschen Patriotismus, der gern seine Flagge zeigt. Der 9. November würgt dieses Verlangen nicht ab, er bringt es aber auf den Prüfstand kritischer Selbstreflexion. Er tut dies durch den ungeheuren Kontrast von Hell und Dunkel, den die drei 9. November der deutschen Geschichte im vorigen Jahrhundert umschließen.

Man hat den 9. November das Schicksalsdatum der Deutschen genannt. Vielleicht hat er eher die providenzielle Funktion, uns Deutsche mit beiden Seiten unserer Geschichte zu konfrontieren und in der Konzentration auf einen Tag deren Untrennbarkeit einzuschärfen. Wir können uns nicht des Mauerfalls und der Einheit freuen, ohne an den 9.

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