Ausgabe September 2007

Diktatorensturz und Demokratieexport

Die Junge Internationale als fünfte Kolonne?

Kaum demonstrierten im Frühjahr ein paar tausend Menschen in Moskau und St. Petersburg gegen die autoritäre Herrschaft von Präsident Wladimir Putin, erinnerte man sich an die Regimewechsel in Georgien und der Ukraine, an die sogenannte Rosen- und die Orange-Revolution. Hat der Farbrevolutionsvirus nun auch Russland erreicht?

Es ist schon sonderbar, wie unbedarft in westlichen Medien von „Farbrevolutionen“ als „friedlichen Revolutionen“ die Rede ist, vor allem dann, wenn sich irgendwo im einstigen sowjetischen Herrschaftbereich öffentlicher Widerstand gegen dikatatorische und autoritäre Regime regt.

Und immer wird suggeriert, es handele sich um spontane Volksauftstände mit dem Ziel der Demokratisierung von Staat und Gesellschaft; ja es wird gar gemutmaßt, Farbrevolutionäre hätten dem Liberalismus sein Recht auf Revolution nach dem Sieg des Kapitalismus über den Kommunismus zurückerkämpft.

Jahre bevor der Terminus für nichtmilitärische Regimewechsel im postsowjetischen Raum gebräuchlich wurde, lieferte der Sturz von Slobodan Miloševic´ im Oktober 2000 das Drehbuch für das, was dann seit dem Sturz Eduard Schewardnadses im Herbst 2003 durch die sogenannten Rosenrevolutionäre „Farbrevolution“ genannt wurde.

Zur Erinnerung: Belgrad, 5.

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