Säkularer Staat und Glaubenspluralismus
Ob Kopftuch oder Karikaturen, Integrationskonferenz oder Moscheenbau – kaum eine Frage erhitzt seit geraumer Zeit die Gemüter in Deutschland so sehr wie jene nach der Rolle des Islam. Dass es sich dabei im Kern um weit mehr als eine Islam-Debatte handelt, war Ausgangspunkt einer Diskussionsveranstaltung des internationalen Kulturforums „Reset Dialogues on Civilizations“ (www.resetdoc.org), welche am 14. September d.J. im Teatro Eliseo in Rom stattfand. Thema der Veranstaltung war die Rolle der Kirchen in der Öffentlichkeit. Dabei ging es um die allgemeine Bedeutung der Kirchen im säkularen Staat wie in der säkularisierten Gesellschaft. Zu dieser Frage diskutierten der Philosoph und „Blätter“-Mitherausgeber Jürgen Habermas, der Politikwissenschaftler Gian Enrico Rusconi von der Universität Turin, der Philosoph Alessandro Ferrara von der Universität Parma und Monsignore Vincenzo Paglia, Bischof der Diözese Terni- Narni-Amelia in Umbrien. Der folgende Text basiert auf dem Eingangsreferat von Jürgen Habermas „The public voice of religion – the secular state and the plurality of faiths“. Der daran anschließende Text von Gian Enrico Rusconi setzt sich mit der besonderen Rolle der katholischen Kirche in Italien auseinander, deren wachsende öffentliche und politische Einflussnahme zunehmendes Unbehagen in der Gesellschaft auslöst.