Ausgabe Februar 2008

Schweiz: Die Krise der Konkordanz

Letztlich waren alle überrascht: Wohl keiner aus der überschaubaren Zunft der Helvetologen hatte geglaubt, geschweige denn vorhergesagt, dass der umstrittene Schweizer Politiker Christoph Blocher nach vier Jahren in der Regierung bereits bei der ersten Gelegenheit wieder abgewählt werden würde. Stabil, allzu stabil erschien das politische Regierungssystem der Schweiz, in dem sieben Bundesräte in einer übergroßen Koalition das Land regieren.

Dann aber verweigerte die Mehrheit der Bundesversammlung am 12. Dezember vergangenen Jahres dem Idol der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspartei (SVP) die Bestätigung und wählte statt Blocher die gegenüber der offiziellen Parteilinie eher kritisch eingestellte Graubündener SVP-Politikerin Eveline Widmer- Schlumpf zur neuen Bundesrätin. Daraufhin distanzierte sich die mit derzeit rund 30 Prozent Wähleranteil größte Partei der Schweiz offen von ihren in der Regierung verbliebenen Bundesräten und erklärte sich zur Oppositionspartei.

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