Mit Blick auf die iranische Oppositionsbewegung stellt sich vor allem eine Frage: Was verbirgt sich wirklich hinter dem nicht zuletzt von den Medien zum Führer der Bewegung stilisierten Mir Hussein Mussawi, von dem viele offenbar das Heil der Nation erwarten? Um zu begreifen, wer diese Person wirklich ist, müssen wir uns mit der Anfangsphase des postrevolutionären Iran auseinandersetzen, in der viele der heutigen Protagonisten eine wenig schmeichelhafte Rolle spielten.
Der Exiliraner Amir Hassan Cheheltan schrieb dazu jüngst in einem treffenden Artikel in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“: „Die heutigen Anführer der Reformbewegung Rafsandschani, Mussawi, Resai und Karrubi gehörten zu den Schlüsselfiguren des ersten Jahrzehnts der Islamischen Republik, das heißt der 80er Jahre. Damals wurden die wichtigsten Grundsätze verfasst, die zum Albtraum der iranischen Intellektuellen und Wissenschaftler geworden sind. Es war ein Jahrzehnt ausgedehnter Hinrichtungen, die 1988 ihren Höhepunkt erreichten, ein Jahrzehnt der Kulturrevolution nach chinesischem oder noch üblerem Modell, ein Jahrzehnt der weitreichenden Zensur von Presse, Medien und Büchern, in einem Wort: die totale Repression. In dieser Dekade wurde alles, was nicht nach dem Geschmack der Islamischen Republik war, mit dem Slogan ‚Nieder damit‘ attackiert; eine unerträgliche Epoche.