Notizen zum intellektuellen Wahlkampf
"Es gibt unter der Mehrheit der deutschen Intellektuellen keine Vorstellung mehr von der Nation" (Karl Heinz Bohrer, "Merkur", 12/1989) So tief, wie Peter Brandt im (mit dem sozialdemokratischen Mitgliedermagazin) neuvereinigten "Vorwärts" meinte 1), kann das "nationale Trauma" der restdeutschen Linken eigentlich nicht gesessen haben. Jedenfalls dann nicht, wenn man auch die deutsche Sozialdemokratie zu dieser Linken rechnen will. Ehrenvorsitzender Willy freute sich im Schulterschluß zwischen Berliner Parteitag und dem befreiten Rostock zur Eröffnung des deutsch-deutschen Wahljahres: "Die deutsche Sozialdemokratie ist wieder da - in Deutschland."
Das V o l k in der DDR fand seinen aufrechten Gang wieder, und im Westen wenden Linke wie Rechte die Hälse und blicken auf ein Neues Deutschland. In der christlichen Volkspartei hat - seit Jakob Kaiser - gerade die Linke ihre vom "Kanzler der Alliierten" (Schumacher) schmählich verratene gesamtdeutsche Tradition. Jetzt sehen Ulf Fink und Uwe Lehmann-Brauns vom Unions-Arbeitnehmerflügel endlich wieder zusammenwachsen, was zusammengehört. Beim Zusammenwachsen von Ost-CDU, der Kreuth-Leipziger Gründung C(D)SU und Demokratischem Aufbruch mußte freilich Adenauers Enkel Kohl noch etwas nachhelfen.